Geschichte(n) mit Zinnfiguren

Längst ist die Zinnfigur kein Kriegsspielzeug mehr. Sammler aus aller Welt treffen sich alle zwei Jahre in fränkischen Kulmbach am Fuße der Plassenburg zur traditionsreichen Zinnfigurenbörse. Tausende Geschichten aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte erzählen ihre »kulturhistorischen« Zinnfiguren. Sehen Sie hier einige Beispiele …

Geschichte(n) mit Zinnfiguren

Längst ist die Zinnfigur kein Kriegsspielzeug mehr. Sammler aus aller Welt treffen sich alle zwei Jahre in fränkischen Kulmbach am Fuße der Plassenburg zur traditionsreichen Zinnfigurenbörse. Tausende Geschichten aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte erzählen ihre »kulturhistorischen« Zinnfiguren. Sehen Sie hier einige Beispiele …

Druckerei auf der Ebernburg um 1520

Reichsritter Franz von Sickingen und der humanistische Kirchenkritiker Ulrich von Hutten beim Druck revolutionärer Schriften zur Unterstützung der Reformation. Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac bezeichnete wegen ihrer typischen Körperbewegungen die Schriftsetzer als Affen und die Drucker mit ihren Farbballen als Bären.

 

Zinnfiguren 30 mm. Sammlung bellazinnfigur, Zeichnung und Gravur Franz Karl Mohr, Bemalung unbekannt, Foto Dieter Beller, Herausgeber Frank Neumeister, www.thueringer-zinnfiguren.de

Deutscher Bauernkrieg – Klosterplünderung 1524

Die hier gezeigten Zinnfiguren gehören zu einer großen Serie mit 72 Figuren. Auch berühmte Bauernführer wie Thomas Münzer, Joß Fritz oder Florian Geyer gehören dazu. Der deutsche Bauernkrieg wird auch als die »Revolution des gemeinen Mannes« bezeichnet. Wobei als gemein natürlich nicht der bösartige sondern der einfache Untertan verstanden werden soll. Gemein waren eder die Streitkräfte der Fürsten. Über 70.000 Bauern wurden im Verlauf des Aufstandes niedergemetzelt.

Zinnfiguren 30 mm. Sammlung bellazinnfigur, Zeichnung und Gravur Franz Karl Mohr, Bemalung Martin Lother, Foto Dieter Beller, Herausgeber Wolfgang Unger, cwkhunger@gmx.de

Der Teufel und die Schönen

Sage einer Frau sie ist schön – und der Teufel wiederholt es zehnmal. So lautet ein italienisches Sprichwort, zu dem Fritz Kredel, der schon mehrfach durch seine Illustrationen Anregungen für die Gestaltung von Zinnfiguren gegeben hat, ein Figurenpaar mit Teufel und Biedermeierdame vor einem Spiegel zeichnete. Da der oben genannte Spruch für alle Zeiten gilt – wer will das bezweifeln? – übertrug der Leipziger Zeichner Rainer Tschöpe die Aussage des Spruches großzügig auch auf andere modische Erscheinungsformen der Damenwelt und zeigt sie in entsprechenden Kostümen vor dem Spiegel stehend. Von rechts nach links sehen wir: Die Biedermeierdame, die durch Fast-Food „proportionierte“ Zeitgenossin, das Country-Girl, die Tänzerin, die zugeknöpfte ältere Dame – oder Schachtel? – im Stil der Viktorianischen Zeit. Die wunderschöne Bemalung hat der zum dem Zeitpunkt 88 Jahre alte Meisterminiaturmaler Walter Brock ausgeführt.

 

Zinnfiguren 30 mm. Sammlung bellazinnfigur, Zeichnung und Gravur Franz Karl Mohr, Bemalung Martin Lother, Foto Dieter Beller, Herausgeber Wolfgang Unger, cwkhunger@gmx.de

Brauerei zu Culmbach 1420-1590

Die wundervolle Tagungsserie wurde 1965 zur Kulmbacher Zinnfigurenbörse Herausgegeben. Angeblich besteht das sogenannte Reinheitsgebot, nachdem Bier nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser hergestellt werden darf, bereits seit 1516. Leider ist dieses Reinheitsgebot längst durch ein seit 1993 gültiges »Vorläufiges Biergesetz« ausgehebelt. Mittlerweile dürfen Hopfenextrakte und chemische Zusatzstoffe wie zum Beispiel Polyvinylpolypyrrolidon im Produktionsprozess eingesetzt werden.

 

Zinnfiguren 30 mm. Sammlung bellazinnfigur, Gravur Sixtus Maier, Bemalung und Foto Dieter Beller, Herausgeber Kulturamt Kulmbach.

Der Hase und der Igel

Das plattdeutsche Volksmärchen von 1840 erschien unter den Titel »Het Wettloopen twischen den Hasen un den Swinegel up de lütje Heide bi Buxtehude«. Sie denken, Sie kennen die Fabel? Aber hätten Sie auch noch gewusst, dass der Hase seine Niederlage nicht einsehen will, das Rennen immerzu wiederholen lässt und dann beim 74. Rennen erschöpft zusammen bricht? Unzählige Märchenmotive sind inzwischen in Zinn gestaltet.

Zinnfiguren 54 mm. Sammlung bellazinnfigur, Zeichnung und Gravur Martin Block, Bemalung Dieter Beller, Foto Dieter Beller, Herausgeber R. Grünewald.

 

Tanz um das goldene Kalb

War der Hohepriester Aaron, der ältere Bruder Moses, der Begründer der Kulturhistorischen Zinnfigur? ;-) Jedenfalls ließ er als Bruder Moses immer noch nicht vom Berg heruntergekommen war allen Goldschmuck von den „Frauen, Söhnen und Töchtern“ der Israeliten einsammeln, „zeichnete mit einem Griffel eine Skizze und goss danach ein Kalb“. Das kommt den Zinnfigurensammlern sehr vergleichbar vor. :-)) Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Legende vom Goldenen Kalb immer mehr ausgeschmückt und das Kalb, um das das Volk der Israeliten tanzte und feierte, immer größer dargestellt. Ursprünglich war es aber eine kleine Figur, wie eine Darstellung aus der Schedelschen Weltchronik dokumentiert.

Aarons kleiner Bruder Moses fand das alles übrigens gar nicht lustig. Bei seiner Rückkehr zertrümmerte er diesen „Götzen“ und seine Gesetzestafeln und ließ 3.000 Menschen von seinen Leviten erschlagen.

Zinnfiguren 30 mm. Sammlung bellazinnfigur, Zeichnung Ludwig Madlener, Gravur Hans G. Lecke, Bemalung Gabriele Engelmann, Foto Dieter Beller, Herausgeber Wolfgang Hafer.

 

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